Kelly Slater: Der „Alte Mann“, das Meer und ein Stand, so stabil wie ein Brett
Was unter den Skatern und Snowboardern bereits deutlich gehobenes Niveau ist, ist unter Surfern Königsklasse. Ja geradezu der heilige Air-Gral der aktuellen Freestyle und Air Generation. Die Rede ist von einem „Frontside 540“. Dieser Air Trick wurde 2013 von dem australischen Surf- und Szenemagazin Stabmag als das Next Big Thing unter den Air Manövern ausgerufen und wird seit dem von der Freestyle Surfer Gemeinde gejagt wie kein zweiter Trick. Besser gesagt, wurde. Denn der Frontside 540 ist gestanden (mindestens!). Das Magazin selbst hatte unter anderem auf den Air und Trick Spezialisten Craig Anderson als denjenigen gesetzt, der der erste Athlet auf der Tour sein könnte, dem es gelingt den Trick in die Tat umzusetzen und auch zu stehen. Trick heißt in diesem Fall jedoch „lediglich“ sich selbst aus einer Welle herauszukatapultieren, eine 540° Drehung, gegen den Uhrzeigersinn und um die eigene Achse zu vollführen, Board und Rider wieder sauber ins Wasser zu bugsieren und stehen zu bleiben. Easy also. Das Problem um die Annahmen, welcher derjenige Rider sein könnte, dem ein derartiges Kunststück gelingt, war jedoch, dass sie Kelly Slater außer Acht gelassen hatte. Den Mann, der 1992 das erste Mal die Surf Worldtour gewann und auch in diesem Jahr, im Alter von 42 Jahren, noch eine Chance auf den Gewinn der Surf Krone hat.
Während dem portugiesischen Moche Rip Curl Pro Event schnappte sich der US Amerikaner bei ordentlicher Brandung eine Welle, legte los und stand diesen einen Trick, den die halbe Surfwelt seit Jahren versucht hatte zu stehen. Einfach so. In einem Handstreich. Im Vorbeigehen stahl er allen anderen Jägern und ohne, dass ihn jemand auch nur im Ansatz auf dem Zettel gehabt hätte, die Trick-Kronjuwelen unter der Nase weg. Das Stabmag erklärte daraufhin „Kelly Slater just landed arguably the best air ever“ und gab sich den Realitäten geschlagen: “It’s really hard to argue that Kelly Slater isn’t the greatest athlete of all time.” Einzig darüber, welche Zahl hinter dem gelandeten Trick zu stehen hat, wird noch gestritten. Es war wohl doch ein 720.
Video by: Peter King
Photo by: Rowland / ASP World Tour Surfing