Jah Vinci / Ghetto Born
Nach vorne, zweite Garde! Einst, als Mitglied des Portmore Empires, stand Jah Vinci ganz im Schatten des unanfechtbaren Anführers Vybz Kartel, so wie Popcaan. Anders als Letzterer, der bis zum Niedergang beziehungsweise der Einbuchtung des Kartels ausharrte, kehrte Jah Vinci dem Reich schon 2011 den Rücken. Mit kurzem Abstand - Popcaans „Where We Come From“ erschien vor zwei Monaten - legen nun beide ihren ersten Longplayer vor. Klar, gemächlicher Dancehall herrscht vor. Popcaans Scheibe ist sex- und liebeslastiger. Jah Vinci wendet sich mehr dem alltäglichen Daseinskampf zu, verbindet den aber meist mit erbaulichen Botschaften: Jah wird’s schon richten. Völlig ohne Liebe und Verbalposing wie bei „Don Of All Dons“ mit Beenie Man kommt auch „Ghetto Born“ nicht aus. Das Album wummert genehm. Jah Vincis Gesänge fügen sich schön zu den Riddims, die teils mit poppigen Tupfen, akustischen Gitarren oder stark verlangsamten Beats fast das gesamte Spektrum moderner Dancehall-Spielarten ausschöpfen. Was fehlt? Vielleicht ernstlich Überraschendes. Muss ja nicht immer sein, und gibt’s bei Popcaan schließlich auch nicht. Jah Vinci liefert eine sehr solide Vorstellung, nicht zu krass, nicht zu jammerig. Tauglich für Fans und Einsteiger.
4/6