Christian Pertschy von POP-FRequenz über den akuten Mangel an Bandproberäumen in Freiburg
Im Rahmen der am Donnerstag, den 05. Februar vor dem Freiburger Rathaus stattgefundenen Demonstration des eingetragenen Freiburger Vereins POP-Frequenz, sprachen wir mit Vorstandsmitglied Christian Pertschy.
Mit der Demonstration und seiner Arbeit im Allgemeinen möchte der Verein auf die missliche Lage vieler junger Bands und Künstler aufmerksam machen, denen der Zugang zu bezahlbaren Proberäumen fehlt.
Christian Pertschy ist neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorstand von POP-FRequenz e.V. hauptberuflicher Geschäftsführer der Jazz- und Rock-Schulen Freiburg.
Herr Pertschy, worin sehen sie die Aufgaben und was sind die Ziele des gemeinnützigen Vereins POP-FRequenz e.V.?
Wir sind angetreten als eine Art Lobbyverein, um der Popkultur hier in Freiburg den Rücken zu stärken und um Netzwerke zusammenzubringen. Denn hier gibt es ja eigentlich ganz viel in Freiburg. Allerdings verteilt auf viele kleine Szenen, die alle für sich allein arbeiten und denen vielleicht auch ein bisschen der Draht zur Stadt (-verwaltung, Anm. d. Red.) fehlt. Wir vom Vorstand, also Michael Musiol der Geschäftsführer des Jazzhaus und ich, als Geschäftsführer der Jazz- und Rock-Schulen Freiburg, sind ja nun nicht mehr ganz jungen Herrschaften, quasi bereits saturiert in diesem Geschäft, haben aber ein großes Herz für die junge Kultur und einfach bereits einen Draht zu den Institutionen. Das wollen wir als Verein Pop-FRequenz e.V. nutzen und den Herrschaften der Freiburger Popkultur eben auf allen Ebenen ein bisschen den Rücken stärken.
Gibt es das typische Mitglied und wie viele Menschen gehören ihrem Verein überhaupt an?
Wir sind ein noch sehr kleiner Verein. Derzeit ungefähr 40 Leute. Aber wir versuchen ja ohnehin eher die Institutionen und Netzwerke, wie zum Beispiel die Blues Association, anzusprechen. Also eher mit ganzen Netzwerken und nicht direkt mit den Musikschaffenden auf der Straße in Kontakt zu treten. Dafür gibt es andere Organisationen, zum Beispiel Multicore Freiburg, mit denen wir aber auch zusammenarbeiten und kommunizieren.
Für wen, bzw. für was demonstriert ihr heute hier?
Heute haben wir ein ganz konkretes Anliegen. Heute geht es um bezahlbare Proberäume in Freiburg, die Mangelware sind. Ein in der Stadt also schon seit Jahren diskutiertes Thema, spätestens seit die Güterhallen am Nordbahnhof abgerissen wurden, ist es natürlich total akut. Dort sind über 40 Bands aus ihren Proberäumen rausgeflogen, aber auch Ateliers und Künstler. Zur Verdeutlichung: Multicore meldet derzeit über 70 Bands auf der Warteliste für Proberäume. Und das ist uns einfach ein Graus. Wir finden, da müsste sich was ändern in der Stadt. Wir glauben einfach, dass es der freie Markt nicht von alleine regelt. Denn wenn man sich die Situation mal genauer anschaut, dann gibt es Proberäume die 400 Euro oder ein Tag in der Woche 100 Euro kosten. Das ist natürlich für die Ärzte und Anwälte die in ihrer Hobby-Band spielen zahlbar und kein Problem, aber uns geht es ja um die Jugend und Schüler. Die, die jetzt vielleicht ihre Band gründen, eine ganz andere Dynamik haben, die spannend sind und auch den Zeitgeist widerspiegeln. Diese Bands braucht man, um in fünf Jahren auch spannende Bands aus Freiburg zu haben, die über die Region hinaus interessant sind. Diese Bands brauchen einen Platz und Unterstützung.
Gibt es Verbündete, also Unterstützer des Anliegens und wenn ja, wer sind die Partner? Wer unterstützt euch in eurem Vorhaben?
Ja, die gibt es. Zum einen ist es das Kulturamt Freiburg. Das unterstützt uns sehr. Von dort erhalten wir auch regelmäßig Anregungen und Tipps, wie wir in die Verwaltung hinein besser kommunizieren können. Oder zum Beispiel so einen Anlass wie heute haben wir mit dem Kulturamt zusammen entwickelt und wurden bei den benötigten Genehmigungen unterstützt. Weiter ist es auch der Multicore Verein, der regelmäßig mit uns zusammen am Tisch sitzt und mit dem wir uns absprechen.
Was wurde seit Gründung des Vereins im September 2012 geleistet? Oder anders gefragt, was schreibt ihr euch als Verein bereits konkret als Erfolg auf die Fahne?
Bis jetzt haben wir nur kleine Dinge leisten können. Aber ein paar Sachen haben wir schon hingekriegt. Zum Beispiel im Haus der Jugend und bei uns in der Jazz- und Rock-Schule machen wir Konzerte für junge Schüler und Bands, die eigentlich noch nie einen richtigen Auftritt hatten. Denen geben wir bei uns eine Chance. Eine Startrampe quasi. Im Anschluss gibt es dann noch Gespräche mit unseren Studenten, die den jungen Musikern sagen was sie gut oder eben schlecht gemacht haben.
Ein anderes Projekt das wir mit angeregt haben, gibt es bei baden.fm. Freitagsabends gibt es eine kleine Radioshow, den Baden Regiostar. Dort werden Bands aus Freiburg in einem Feature vorgestellt. Außerdem haben wir gerade im Rahmen des Bundesprogramms „Kultur macht stark“ Bundesmittel, immerhin 16.000 Euro, hier in die Stadt geholt. Davon sollen Workshops mit Schülern stattfinden, die sich Musik so vielleicht auch einfach nicht leisten können. Die bringen wir dann zum ersten Mal mit dem Thema Popmusik zusammen. Die können dann in Bands spielen und auftreten. Solche Dinge haben wir schon auf die Beine gestellt.
Welche Themen müssen ihrer Meinung nach von Seiten der Politik direkt angegangen werden? Und welche Pläne habt ihr gerade im sprichwörtlichen Ofenrohr?
Heute sind unser großes Thema ja die Proberäume. Und da erhoffen wir uns einfach Unterstützung von der Stadt, dafür auch Ressourcen bereitzustellen. Das heißt, durch Personal, also das es Leute bei der Stadt gibt, in der Verwaltung oder wo auch immer, die sich diesem Thema Popkultur in Freiburg stärker annehmen. Die für diese Themen auch die Zeit haben, sich darum zu kümmern. Also die Zeit haben, zu machen, was wir jetzt ehrenamtlich machen. Oder sei es, dass sie uns und die Musiker unterstützen Räume anzumieten, Immobilienbesitzer davon zu überzeugen, dass Musikproberäume nicht mehr in der Schmuddel Ecke stehen. Das ist hin und wieder auch ein Problem. Manche Vermieter trauen sich da nämlich nicht so richtig ran, haben nicht das Vertrauen zu der Thematik, wissen nicht oder haben Angst davor sich selbst ein schlechtes Ei in das Nest zu legen.
Da sollte uns die die Stadt unterstützen. Ein bisschen für Seriosität, Sicherheit, Nachhaltigkeit sorgen um einfach die Möglichkeiten die es gibt besser auszuloten. Denn sicher gibt es brachliegenden Grundstücke und Hallen in Freiburg, in die man rein könnte. Da braucht es einfach jemanden, der uns dabei hilft. Sowas könnte die Stadt für uns tun und das ist jetzt unser nächstes Projekt, das wir die Proberaum-Situation verbessern.
Herzlichen Dank für das Gespräch!