Sebastian Lehmann: Ich war jung und hatte das Geld

Meine liebsten Jugendkulturen aus den wilden Neunzigern

Es gibt Menschen, welche die These „Sobald die 40 in greifbare Nähe rückt, ist der Lack ab“ schon allein durch ihr Verhalten stützen. Angeschlagen geht der Samstagabend nicht mehr fürs Feiern, sondern für bockige Kinder drauf und Herzrasen beschert höchstens noch die Hypotheken- und Ratenübersicht.
Kennste? Denn an genau so einem Sommerabend, der sich dehnt wie ein alter Kaugummi, fällt irgendwann auch Dir der letzte Rest von Rebellion und Jugendkultur, den Du ins neue Eigenheim („Nur dies Immobilie passt zu Ihnen“ – Jeder Makler) gerettet hast, in die Hände: eine Kurt-Cobain-Kassette. Geht die überhaupt noch? Ja, sie geht noch!



Und ehe Du dich versiehst, schwelgst Du in vergangenen Zeiten, deren größte Probleme darin bestanden, den perfekten Irokesenschnitt hinzubekommen und/oder im kommunistischen Lesezirkel Karl Marx nicht mit Karl May zu verwechseln.
Und? Wiedererkannt? Tatsächlich umfassend hat sich der Thematik der Freiburger Wahlberliner Sebastian Lehmann angenommen und einen humoristischen Rückblick über gar nicht so lang vergangene Jugendkulturen zusammengetragen. 55 an der Zahl: Grunger, Hippie, Pfadfinder und Trekkie. 68er, Deutschrapper und Teil der Hamburger Schule. Skater, Öko und Eurodancer...
www.randomhouse.de

Ich war jung und hatte das Geld / Sebastian Lehmann / Randomhouse / 192 Seiten / 10 €


Matthias Boksch