Szeneputzen und Trommelwirbeln: Interview mit Tilo Buchholz

Popsupport Freiburg

Seit dem 1. Oktober 2017 bekleidet Tilo Buchholz, Jahrgang 1968, den Posten Popsupport Freiburg. Angesiedelt ist die neu geschaffene und zunächst auf zwei Jahre angelegte 50-Prozent-Stelle in der Abteilung Wirtschaftsförderung der FWTM, im Cluster Kultur- und Kreativwirtschaft Freiburg.
Als Schlagzeuger der Band The Brothers, Gründungsmitglied der Freiburger Musikerinitiativen Multicore und Pop Frequenz, sowie als Mitglied des Kulturausschusses für den Schwerpunkt Rock, Pop, Jazz ist Tilo in der regionalen Livemusikszene bestens vernetzt. Erfahrungen als Stadtrat von 2011 bis 2014 komplettieren das nötige Skillset um städtische Verwaltung und Politik.

Super, dass die längst überfällige Instanz Popsupport geschaffen wurde! Hast Du Dich bereits eingegroovt? Die große Vorstellungsrunde bei Freiburgs Kultur- und Musikaktivisten hinter Dir? Büro im Kreativpark der Lokhalle bezogen?
Eingegroovt trifft es ganz gut. Es gibt Kontakte und Prozesse, die schon eine gewisse Normalität aufweisen, aber immer wieder auch Neues und Überraschendes. Ob die Vorstellungsrunde jemals zu Ende geht, vermag ich nicht zu sagen. Denn zum einen gibt es eine recht hohe Fluktuation in der Szene - Altes wird durch Neues ersetzt - zum anderen haben noch nicht alle von mir gewünschten Begegnungen stattgefunden. Glücklicherweise konnte ich die Kontaktwünsche, die an mich gerichtet wurden, alle erfüllen. Einen Großteil meiner Tätigkeiten steuere ich aus dem neuen Headquarter der FWTM am Neuen Messplatz. Den Arbeitsplatz im Lokhallen-Container nutze ich eher für Gespräche und Beratungen.



Liest man Dein Arbeitsplatzprofil*, vermutet man eine komplette Abteilung, die zur Umsetzung Deiner Aufgaben nötig wäre. Wie strukturierst Du Herangehensweise und Wirken?
Auf lange Sicht wäre eine zweite halbe Stelle beim Popsupport zur Verbesserung und Verdichtung der Arbeitserledigung sicher nicht verkehrt. Allerdings kann ich zum Glück auf die Unterstützung innerhalb der Abteilung Wirtschaftsförderung zählen, wie z.B. durch meine Kollegin aus dem Cluster Kultur- und Kreativwirtschaft.
Natürlich muss ich allerdings die anstehenden und eingehenden Themen priorisieren. Wichtige Dinge wie zum Beispiel die Koordination im Prozess zur Schaffung der „Musikzentrale“ am Güterbahnhof haben stets Vorrang. Auch neue Kontaktanfragen von Künstlern oder Veranstaltern versuche ich immer mit einem zeitnahen Termin zu beantworten. Da leiden dann Dinge darunter, wie das Ziel, kontinuierliche Treffen zur Verbesserung diverser Netzwerke auf die Beine zu stellen.

Bis auf die Bedarfsanalyse für Bandproberäume in Freiburg haben die meisten Deiner Aktivitäten Backstage, beziehungsweise auf Business2Business-Level stattgefunden. Kannst Du bereits von weiteren Etappenzielen berichten?
Das von mir nach zehn Monaten Erreichte hat sicher noch keine besonders erkennbare Außenwirkung. Ich habe bei null angefangen eine Stelle aufzubauen, halbtags, wohlgemerkt. Beratungsgespräche mit einzelnen Künstlern oder Veranstaltern sind nicht unbedingt sexy und bergen kein Vermarktungspotential. Aber wenn ich mit vermittelnden Gesprächen zwischen Popkultur und dem Baurechtsamt oder dem Amt für öffentliche Ordnung kleine Schritte in Richtung einer besseren Wahrnehmung der Szene insgesamt machen kann, bin ich - Stand jetzt - erstmal zufrieden.



Wie begegnest Du dem Unkenruf, dass Deine eher rockig beeinflusste Vita mit einem unausgeprägten Verständnis für die Bedürfnisse der Clubkultur einhergeht?
Meine zugegebenermaßen rockig geprägte Vita muss nicht einhergehen mit einem unausgeprägten Verständnis für die Bedürfnisse der Clubkultur. Wenn man konkrete Bedürfnisse vermittelt bekommt, kann man diese auch analysieren und an die entscheidende Stelle weiterleiten, egal ob sie aus einem originären Bereich stammen oder absolutes Neuland betreffen. Einzelne Kontakte in die Clubszene hinein und auch der von mir geführte Informationsfluss mit News und Tipps Richtung IG subKultur sollten den Tümpel aus dem die Unkenrufe schallen, doch so langsam trockenlegen.

Gibt es ein Schwerpunktthema, das Du Dir für das letzte Quartal 2018 auf die Agenda gepackt hast?
Da ich mich neben dem anfänglichen Kennenlerntrubel wegen der Aktualität zuerst vornehmlich mit Bands und Proberaumnot beschäftigt habe, möchte ich im Herbst einen runden Tisch für Clubbetreiber und Veranstalter initiieren, um aus diesem Bereich Bedürfnisse und Problemlagen zu erfahren.
Ich fahre nach Hamburg zum Reeperbahnfestival, um herauszufinden, ob man 2019 oder 2020 dort ein Forum für Freiburger Künstler und Labels aufbauen könnte. Des Weiteren werde ich im Zuge der anstehenden Haushaltsberatungen den Fraktionen im Gemeinderat Gesprächstermine anbieten, um ihnen zu den die Popkultur betreffenden Anträgen Beratungen zu ermöglichen.
Außerdem steht auf der Agenda, mit zwei sehr aktiven Musikerinnen und Veranstalterinnen über konkrete Fördermöglichkeiten für Frauen in der Freiburger Popkultur nachzudenken.
www.popsupport.freiburg.de


 

Thorsten Leucht