subculture Soundsession #017: Bassfilet

...über seine liebsten Clubs, Baggerseen und erhobene Daumen
Bassfilet, Holzwand, Mann, schwarze Jacke, Augen,

Fabian Fischer aka Bassfilet ist 29 Jahre alt und seit geraumer Zeit in nicht wenigen Clubs in Freiburg und Umgebung hinter den Decks anzutreffen. Weder ist er der radiotauglichen DeepHouse-Schiene verfallen, noch in der treibenden TechHouse-Ecke aktiv. Mit seiner leichten, housigen Kost balanciert er auf dem Grat zwischen Innervisions und Katermukke - stets darauf bedacht, einen roten Faden durch seinen Spannungsbogen der tiefen elektronischen Musik zu dirigieren.

Bürgerlich: Fabian Fischer
Alter: 29
Herkunft / Wohnort: Deutschland / Kenzingen
DJ seit: 2011
Umfang Trackselection: Über 10.000 Tracks (digital), ein paar Vinyls und einige verkratze CDs
Setup: 2 x Pioneer CDJ 800 MK2, Pioneer DJM 850 K
Style: DeepHouse, TechHouse, Techno

Hey Fabian, viele sehen ja das DJ-Dasein immer noch als eine Art Traumberuf, du hast jetzt einige Zeit hinter die Kulissen geschaut und kannst berichten. Stimmt es, das auflegen eigentlich nur Knöpfe drehen und Caipi trinken bedeutet? Welche Erwartungen haben sich erfüllt und was hat dich überrascht?
Ich denke es gibt genug Leute mit so einer Einstellung - Knöpfe drehen und Caipi trinken. Bei mir trifft das aber eher weniger zu. Das Produzieren eigener Sets so wie das Auflegen in diversen Clubs bedeutete mir schon immer mehr als das stupide aneinanderreihen von Tönen. Ich bereite mich auf jeden Gig vor, egal wo oder welche Art von Musik. Das heißt, ich mach mir Gedanken, was die Leute an so einem Abend erwarten könnten und was für Tracks angebracht wären. Dann heißt es Tracks durchhören und CDs brennen. Letztendlich weiß man aber nie was einen erwartet. Steht man erst einmal im Club, muss man ein Gespür dafür haben was bei den Leuten ankommt, der Caipi bleibt da Nebensache.
Während dem auflegen vergesse ich alles, feiere selber mit und genieße es, wenn es die Leute auch tun. Ich finde darin meinen notwendigen Ausgleich zum Alltag. Musik ist das ideale Medium um Gefühle oder Stimmungslagen festzuhalten bzw. zum Ausdruck zu bringen. Mit ihr versuche ich Menschen zu erreichen. Was mich überrascht hat, ist, dass es bei vielen nur um Geld und Anerkennung geht, was ich persönlich schade finde. Ich mache es nicht dem Geld wegen und auch nicht um Anerkennung als Person zu bekommen. Ich will dass die Leute mich wegen meinem Sound mögen und mich damit in Verbindung bringen. Zu erleben wie sich Menschen mit meiner Musik identifizieren, sei es beim ausgelassenen Feiern auf der Tanzfläche oder mit einem strahlenden Lächeln unter freiem Himmel, letzten Endes ist genau dieses der größte Erfolg für mich.

Hast du einen Lieblingsclub in deiner Umgebung - brauchst du einen freien Himmel über dir oder würdest du am liebsten selber etwas erschaffen, was es so in Freiburg und Umgebung noch gar nicht gibt?
Ich bin ein ausgeglichener, lustiger und lebensfroher Mensch. In der wenigen Zeit die mir bleibt, versuche ich so viel wie möglich zu erleben. Wenn ich einen Lieblingsclub habe dann das Drifter‘s. Ich feiere lieber in einem kleinen Club richtig, wie in einem großen nur halbherzig. Im Drifter’s Club ist einfach immer geile Stimmung, auch wenn da keine 1.000 Leute am Abfeiern sind. Wo ich im Sommer noch gern hingehe, ist die Schmitz Katze. Das Ambiente mit dem Außenbereich ist gerade an warmen Tagen sehr chillig. Dort trifft man sich gerne auf einen netten Plausch, draußen am Feuer oder bei den vielen Sitzmöglichkeiten. Dort herrscht einfach nicht dieses typische Club-Klima, bei dem sich der Club meist durch die Tanzfläche definiert, sondern es wurde auch ein Ambiente geschaffen, um eben mal mit netten Leuten ins Gespräch zu kommen. Ein gelungener Mix, der wie ich finde beides verbindet und solche Abende besonders macht. Wenn ich etwas erschaffen könnte, dann in diese Richtung. Gute Mucke und eine geile Location mit großem Außenbereich zum chillen. Am besten von Freitag bis Sonntag durchgehend. Mir fehlt sowas hier. Vor zwei Jahren habe ich bei der Organisation und Durchführung einer Sommerparty an einem der umliegenden Baggerseen mitgewirkt. Eine Erfahrung die mir zeigte, welch Aufwand nötig ist, um solch eine Party erfolgreich durchzuführen. Gleichzeitig war dies jedoch auch ein guter Kontrast zu den Clubs in denen man (nur) seine CDs mitbringen muss. Leider gibt es in der Freiburger Umgebung noch zu wenige dieser kleinen Festivals, und mir selbst fehlt dann doch die Zeit dazu um selbst eines zu veranstalten, doch sollte sich durch diesen Artikel jemand angesprochen fühlen werde ich gerne als DJ mit dabei sein. 

Ist dir ein Moment in deinem DJ-Leben besonders in Erinnerung geblieben? Und auf was freust du dich an einem Abend, an dem du auflegst am meisten bzw. was treibt dich an?
Da gibt es viele. Wenn ich sehe, dass die Leute meine Musik feiern, sie gedanklich abschalten können, sich einfach nur auf die Musik konzentrieren und mir hin und wieder einen Blick, einen Daumen hoch schenken, das sind die schönen Momente welche auch nach der Party noch in Erinnerung bleiben. Die Energie um weiterzumachen gibt mir alleine schon die Musik. Wie bereits erwähnt ist diese für mich zum notwendigen Ausgleich des Alltags geworden. So  kam ich dazu, tue es und werde es auch weiterhin machen. Ob für mich alleine, für Leute die meine Sets hören oder auch im Club. Sobald ich dabei glücklich bin und es für mich ein Ausgleich ist, werde ich nicht daran denken aufzuhören. Was mich zudem antreibt als DJ weiterzumachen, sind die stets mehr werdenden positiven Rückmeldungen, die mich erreichen. Es motiviert Nachrichten zu lesen in denen sich Partybesucher auch noch Tage nach den Veranstaltungen für einen schönen Abend bedanken, oder von Clubbetreibern zu hören, dass alle Erwartungen erfüllt wurden und man mich beim nächsten Event gerne wieder dabei haben würden.



Bassfilet auf Soundcloud

 

Ray Hoffmann