INTERVIEW: MOONBOOTICA

...eine Frage von Enthusiasmus und Professionalität

Tobitob - früher Tobi Tobsen - und KoweSix alias Moonbootica sind mit das bekannteste Elektro-Rave Duo Deutschlands. Was einst kurz nach der Jahrtausendwende als gleichnamige Veranstaltung in Hamburg begann, ist heute eine erfolgreiche Marke in der elektronischen Musikszene. Das Hamburger Duo ist nonstop national wie international ausgebucht. Neben ihren kompromisslosen Party-Sets haben hierzu Hits wie "We 1, 2, Rock", "June" oder "Der Mond" ft. Jan Delay beigetragen. www.moonbootica.com

Hey Jungs. Mit diesem Jahr seid ihr bereits 15 Jahre als Moonbootica unterwegs. Erzählt uns doch kurz was sich in den Jahren bei euch so verändert hat und welche Momente für euch bis heute unvergessen sind.
Alles hat sich verändert, auch wenn man das ganze Ausmaß auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde. Der Einfluss des Web auf das Verhalten der Leute wird immer grundlegender, aber nur langsam offensichtlich. Die Erwartungen der Menschen an Kunst, Unterhaltung und das Ausgehverhalten verändern sich schon sehr stark durch die sozialen Medien, zum Beispiel die Geschwindigkeit, in der Neuheiten und Nachrichten auf die Leute einprasseln. Die Aufmerksamkeitsspannen werden immer kürzer und viele gute Sachen fallen hinten runter, weil alle total reizüberflutet sind. Wir gehen aber grundsätzlich nicht davon aus, dass früher alles besser war oder so. Man kann sich heute viel besser informieren, ist näher dran und drin und das ist gut so. Trotzdem kann man sein dummes Handy auch mal 'ne Stunde stecken lassen, zumindest auf dem Dancefloor! Und unvergessliche Momente gab’s ne Menge. Die Nummer mit den Bademänteln auf der Sensation White zum Beispiel. Das war super!

Wo Moonbootica draufsteht ist auch Moonbootica drin. Sprich, ihr gebt wirklich immer Vollgas bei euren Gigs und halbe Sachen kennt man von euch nicht. Wie könnt ihr das auch nach 15 Jahren noch so durchziehen ohne auch mal einen wirklichen Durchhänger zu haben? Alles eine Frage der Planung?
Das ist eher eine Frage von Enthusiasmus und Professionalität. Denn, mal ganz im Ernst, natürlich gibt’s auch mal Durchhänger, aber dann muss man sich eben zusammenreißen und durchziehen. Da reißt der eine den anderen mit und dann geht das schon. Planung ist grundsätzlich gut, aber relevanter ist, dass wir das Ganze über alles lieben. Wir haben einfach noch voll Bock. So einfach ist das.

Ihr seid einer der wenigen Acts der elektronischen Musikwelt, der sowohl kommerziell erfolgreich ist, als auch von der Szene akzeptiert wird. Ein oftmals schmaler Grat den man gehen muss. Habt ihr euch über dieses Thema überhaupt schon mal Gedanken gemacht oder macht ihr einfach euer Ding?
Wir denken über alles Mögliche nach und wundern uns auch ganz gerne mal über die Widersprüche in diesem ganzen Zirkus. Da gibt es „Underground Acts“, die mit Privatjets durch die Gegend fliegen, Leute, die den Unterschied zwischen Musikalität und Kommerzialität nicht kennen und trotzdem ganz schnell mit Urteilen bei der Hand sind, DJ Cliquen, die Monat für Monat die gleichen Charts tippen und trotzdem als total originär wahrgenommen werden, der ganze mittelmäßige „go with the flow“ Scheiß und so weiter. Ist uns aber alles egal, weil „unser Ding machen“ eine Haltungsfrage ist. Geht eh nicht anders...

Moonbootica gibt es seit letztem Jahr auch als 1‐stündige Live-Show. Habt ihr dies exklusiv für die großen Festivals wie Rock am Ring oder SonneMondSterne gemacht, oder wird man euch in Zukunft auch öfters in Clubs mit einer Live‐Show antreffen können?
Leider nicht. Denn obwohl wir da jedes Mal einen Wahnsinnspaß haben, ist die Produktion einfach viel zu groß für Clubs. Alleine unsere Lichtinstallation wiegt schon 1,5 Tonnen und ehrlich gesagt, kenne ich keine Einzige Clubstage, auf welche die passt.

Ihr betreibt bereits seit 13 Jahren auch euer eigenes Label Moonbootique. Euer letztes Album habt ihr trotzdem auf Four Music herausgebracht. Welche Gründe hatte dies? Und welche Funktion hat Moonbootique für euch?
Moonbootique ist eher unser Outfit für Clubtracks, die man selber schnell kicken kann. Ohne große Promo. Machen, raus, fertig. Ebenso wie bei Cheap Thrills aus London. Bei Alben macht es aber natürlich Sinn, vernünftig zu promoten, Videos usw. und da hat Four Music defintiv die viel bessere Infrastruktur. Außerdem sind das Supertypen.

Features wie Redman oder Remixe für Acts wie Robbie Williams, Skunk Anansie, Faithless oder Kruder & Dorfmeister sprechen ein ziemlich breitgefächertes Publikum an. Wollt ihr in Zukunft mit Moonbootica auch mal poppiger und mainstreamorientierter auftreten?
Keine Ahnung. Eher nicht. Wie ich schon sagte, wir können mit Moonbootica alles machen, was wir wollen. Wirklicher Mainstream ist nicht so unser Ding und unsere Alben haben ja durchaus poppige Momente. Also alles bestens so...

Auf Facebook konnte ich von einer neuen Single "These Days" lesen. Steht schon ein Release-Termin und seid ihr auch schon in Planung an einem neuen Album?
Die Single „These Days Are Gone“ kommt am 06.06.2014 und unser neues Album „Shine“ dann direkt ’ne Woche später am 13.06.2014. Ganz viel neuer Stuff. Mit dem wir wirklich sehr zufrieden sind!

Der Festivalsommer steht wieder vor der Tür. Auf welche Festivals freut ihr euch in diesem Jahr besonders?
Eigentlich auf alle. Wir dürfen dieses Jahr endlich mal auf dem Love Family Park spielen, das ist natürlich super. Auf die Live Shows freuen wir uns natürlich ganz besonders.

Last but not least – was steht bei euch in diesem Jahr noch alles auf dem Programm?
Erstmal das Album. Dann die Festivals im Sommer, als DJs und Live. Oh Mann, da kommt so viel auf uns zu. Das wird schlimm anstrengend. Aber auch total geil!

Letzte Grüße, Shoutouts oder Ankündigungen?
Leute: Checkt das Album. Ist wirklich gut geworden. Und kommt rum, zum Rave. Da geht was. Ciao!


Moonbootica performen am 20. Juli 2014 auf dem SEA YOU Festival.

 

Christian Schmidt