ANINA OWLY

subculture soundsession #002

Anina Owly, die bezaubernd charmante New-School DJane ist in den letzten zwei Jahren zum festen Bestandteil der südbadischen Clubszene gewachsen. Egal ob Drifter’s Club, Karma, Stinnes, KGB oder Inside - kaum ein Club in der Region, den sie noch nicht mit ihren darken Tech-Sets in Bewegung gebracht hat. Über diese Zeit hinweg hat sie auch ihre fein kuratierte Veranstaltungsreihe „Owl Night Long“ mit Gastspielen von u.a. Deagon, Rene Bourgeois oder Ron Costa an den Start gebracht und eine begeisterte Fan-Base aufgebaut. Weiterhin hat sie mit ihrer ersten Produktion - gemeinsam mit Mandibula auf Ahhh! Records - für Aufhorchen gesorgt.

Bürgerlich: Anina I.
Alter: 26
Herkunft / Wohnort: Villingen-Schwenningen / Freiburg
DJ seit: 2011
Umfang Trackselection: 150 Vinyl, ca. 900 digitale Tracks, 4 eigene
Setup: Laptop, Timecode-Vinyl / CD, Technics 1210, Pioneer Mixer
Style: Techhouse / Minimal

Anina, die meisten Leser kennen dich bereits, stell dich trotzdem noch einmal vor. Wo kommst du her? Was hat es mit der Eule auf sich? Wie empfindest du selbst deinen Sound?
Huhu, ich bin Anina und wurde vor 26 Jahren in Villingen-Schwenningen geboren. 2010 bin ich nach Freiburg gezogen, um mein Abi nachzumachen und habe um mein Taschengeld zu pimpen im Drifter‘s angefangen hinter der Theke zu arbeiten. So hatte ich jedes Wochenende die Gelegenheit den DJs mal über die Schulter zu schauen. Mit der Zeit wuchs mein Interesse selber auflegen zu können, und irgendwann ergab es sich auf der einen oder anderen Afterhour, dass geduldige Paten mich in die hohe Kunst einwiesen. Im Club zu spielen kam mir dabei nicht in den Sinn, viel mehr wollte ich für mich mal privat auflegen auf was ich grad Bock hatte.
Wie es der Zufall so wollte, ergab es sich dann doch eines Tages, dass Jakob Dudek mich dazu „zwang“ an seinem Geburtstag im Inside ein Ständchen zu spielen. Abgesehen davon, dass ich vor Lampenfieber fast gestorben wäre, gab es da noch das Problem mit meinem nicht vorhandenen DJ-Namen. Da ich von meinen Freunden in der Vergangenheit schon öfters mit einer Eule verglichen wurde, kamen wir dann schließlich auf Anina Owly. Wie sie auf Eule kommen, ist mir ein Rätsel, wahrscheinlich weil ich meinen Kopf um 180° drehen kann :) Dass es im Nachhinein so einen Hype um diese Nachtvögel gab, kam mir natürlich gelegen und so kann ich bis heute meinen Eulenfetisch ausleben, und bekomme immer mal wieder eine neue dazu. In meiner Wohnung gibt es fast nichts ohne Eule - ob Geschirr, Handtücher oder Schmuck, ja sogar einen Eulenkugelschreiber, der spricht wenn man draufdrückt, habe ich. Wer auf dem Grenzenlos Open Air war und mich auf der Tree-Stage besucht hat, konnte ja eine kleine Auswahl meiner Eulenkollektion bestaunen.
Nach zweieinhalb Jahren von eigenem Stil zu sprechen wäre Quatsch, ich merke selber wie ich mit der Zeit zwar einen „Anina Owly“-Sound entwickle, aber dieser Vorgang ist noch lange nicht abgeschlossen. Gerade in letzter Zeit merke ich, wie ich anderem Sound gegenüber offener werde, und experimentiere alleine oder am besten back to back herum, um die Wechselwirkung der verschiedenen Richtungen herauszufinden. Ich finde es macht einen großen Unterschied, ob man ein Warm-up oder eine Afterhour bespielt. Nachts um drei auf dem Mainfloor ist wieder was ganz anderes gefragt. Da einen gemeinsamen Nenner zu finden, der meine persönliche Note unterstreicht und einen Wiedererkennungswert zu erlangen, der jedem Zuhörer mitteilt, dass dieser, immer etwas treibende und meist darke Sound, zu der Eule gehört, das ist mein Ziel.

Selbstverständlich ist die DJane-Emanzipation längst abgeschlossen, trotzdem gibt es in der Region relativ wenige weibliche Plattenleger. Wie ist es für dich hier als Frau hinter den Tellern zu stehen?
Ich glaube, dass du dich als Frau mehr beweisen musst als als Mann. Es gibt bestimmt einige Vorteile, vor allem, weil es hier in der Region ja nur wenige DJanes gibt. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass mir mehr auf die Finger geschaut wurde, als bei männlichen Newcomern. Als Frau wirst du, gerade was das technische Knowhow angeht, sehr unterschätzt. Im Zeitalter des digitalen Auflegens wird einem ja ohnehin unterstellt, nicht richtig mixen zu können. Zu Beginn hab ich mir das alles noch sehr zu Herzen genommen und war ständig versucht zu beweisen, dass ich das Auflegen noch „oldschool“ mit Platten, später dann mit Timecode-Vinyl, gelernt habe. Allerdings musste ich feststellen, dass es niemanden wirklich interessiert hat, dass ich teilweise auf meinen Gigs auch „echte“ Vinyls gespielt habe. Mittlerweile bin ich viel sicherer geworden und lass mich nicht mehr so schnell unterkriegen. Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass ich mit offenen Armen in der DJ-Szene empfangen worden bin und von vielen den Rücken gestärkt bekommen habe. Wie zum Beispiel José Recuerdo, der mir mit viel Geduld die Geheimnisse des Plattendrehens näher gebracht hat, Philipp Kellner, Jakob Dudek, Mandibula, den Südpunkt-Jungs, Stephan Kern und vielen anderen. An dieser Stelle ein fettes Dankeschön, inklusive Eulenknutscher :-)

Erzähl uns von deinem peinlichsten oder skurrilsten Auftritt, den du hattest. Wo war das, was ist passiert?
Oh je, da gab es tatsächlich einige. Besonders peinlich ist mir mein „Intro-Fail“ von Silvester 2012/2013. Ich hatte mir für diesen Abend extra ein Intro vorbereitet, einfach ein paar Uhugeräusche und ein wenig Gebimmel im Hintergrund. Vor lauter Nervosität hab ich vergessen vorher alles zu kontrollieren und hab, als ich übernommen habe, nicht von 45 auf 33 Umdrehungen beim Plattenspieler umgeschaltet. Demzufolge hab ich mein Intro innerhalb weniger Sekunden mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit, anstelle der geplanten 125 Bpm, durchgejagt. Zum einen haben sich die Uhurufe dadurch eher angehört wie Micky Mouse mit Tourette, zum anderen hatte ich in der kurzen Zeit keine Gelegenheit die nächste Platte aufzulegen. Das Ergebnis war, dass ein paar Sekunden die Musik komplett aus war und ich total verdattert hinterm Pult stand. In dem Moment wäre ich am liebsten im Erdboden versunken, mittlerweile kann ich darüber lachen. Außerdem hab ich dadurch gelernt, wie wichtig es ist, bevor man anfängt wirklich alles zu checken. Nur die Erfahrung bringt die Routine mit, zu improvisieren, wenn mal nicht alles rund läuft. Sei es ein kompletter Strohmausfall bei seinem Set, oder andere technische Missgeschicke.

Deniz Binay