Interview: Stimming

Mit seinem neuen Album auf Platz Eins der Beatport Charts, in London, Paris, Ibiza, Rotterdam unterwegs, und im August (21.07. @ Holi Color OpenAir, Messe Freiburg) in unserer Region zu sehen. Bei Stimming ist so einiges los. Wir haben ihm ein paar Fragen zu seiner aktuellen Scheibe, politischen Statements und seiner Entwicklung gestellt.

Dein erstes Album war recht clubbig, dein Zweites eher anspruchsvoll. Das neue Album "Stimming" ist eine Essenz aus Beidem. Kann man das so sagen?

"Anspruchsvoll" als Synonym für so abgedrehtes Zeug dass kaum jemand damit klar kam finde ich sehr nett von dir, danke ;)
Aber mal im Ernst - ich hatte einfach Lust mich wieder dem Danceformat zu widmen und aufs neue zu versuchen Welten darin zu finden, die vorher noch niemand besucht hat. das ist meine grundsätzliche Motivation.
Wahrscheinlich liegt es an der Albumlänge, dass man sich als Künstler mehr traut als auf einer EP, auf jeden Fall habe ich mich dabei sehr frei gefühlt, und um deine Frage zu beantworten: genau das trifft es auf den Punkt.

Wie siehst du deine eigene Entwicklung?
Schöner Start nach sehr langer Vorbereitung, stetige, aber nicht zu schnelle Steigerung (ein Glück), dann hab ich mich eine Zeit lang im Reisen und Feiern verloren um mich seit etwa einem Jahr wieder auf das zu fokussieren, was ich am liebsten mache: Menschen mit meiner Musik glücklich zu machen.

Wie schon auf deinem zweiten Album, sind bei dem Neuen Field Recordings eingeflossen. Was reizt dich an dieser Produktionsweise?
Durch das weitgehende Verzichten auf vorgefertigte Sounds in Form von Samples, Presets, oder Softwaresynthies bekomme ich automatisch einen sehr individuellen Klang. Das ist beim Erstellen der Klänge natürlich erstmal relativ mühsam. Rausgehen um die Fieldrecordings zu bekommen, viel Schneidearbeit selbst beim kleinsten Shakerloop, rumärgern mit analogen Signalwegen, etc. Das Endergebnis macht es aber wett. Zusätzlich habe ich festgestellt, dass es für mich wichtig ist auch den kleinsten Klang eines Stückes sehr gern zu haben, das funktioniert bei Samples die andere entworfen haben einfach nicht so gut.

Wo Wurde das Album aufgenommen und wer hat daran mitgearbeitet?
Das Album wurde zu 90% in meinem Studio auf der Reeperbahn in Hamburg aufgenommen, der Ursprung oder auch die Initialzündung war aber in einem Ferienhaus an der Ostsee.
Mitgewirkt haben Urzula Amen, eine Sängerin die ich schon recht lange kenne, sie zwischenzeitlich aus den Augen verloren hatte und die pünktlich zur Albumproduktion wieder auf meinem Schirm auftauchte. Dylan Naylor, ein befreundeter und begnadeter Geiger und zwei alte Freunde die freundlicherweise Gitarre für mich eingespielt haben.

Der Track "Die Mächtigen" sticht aus dem Album vom Sound und vom Inhalt her stark heraus. Bist du ein politischer Mensch? Findest du es wichtig Politik in Musik einfließen zu lassen?
Ich bin auf jeden Fall ein politischer Mensch, es interessiert mich sehr was in der Welt so vor sich geht, und bei den Mächtigen hat mich das Thema einfach nicht losgelassen. Techno ist wahrscheinlich die unpolitischste Musikrichtung überhaupt. Selbst Schlager ist mit seiner konsequenten Realitätsverweigerung irgendwie ja auch schon wieder politisch. Allein deswegen hat es mich gereizt, so ein Thema anzusprechen.
Ursprünglich waren ja Geldjongleure im weitesten Sinne aber großem Stil gemeint, in letzter Zeit habe ich mich häufiger gefragt ob es nicht auch Computer bzw. Algorithmen, also komplexe Rechenroutinen sind, die schon bedenklich viel Macht haben...

Das Album war auf Platz 1 der Beatport Charts vor Daft Punk. Für viele sind sie ja Helden. Wer sind deine Helden und mit wem würdest du gerne zusammen arbeiten?
Feist auf einem Track von mir zu haben wäre ein Traum - ich würde ihrer Stimme den schönsten Hofstaat bauen den ich mir vorstellen kann.

Gibt es Pläne für neue Releases oder Remixe für das Album?
Remixe fürs Album sind nicht geplant, ich hab aber direkt nach Albumabschluss drei Remixe gemacht, einen für die französische Band „Aufgang“, einen für Yokoduo's Track „Close These Curtains“ und einen Remix für Ian Pooleys Track "Kids Play", die sollten mittlerweile erhältlich sein ;)

Interview: SH, PK

Philipp Kipphan