Interview: HVOB

Live am 26.10. im Klangraum Freiburg
HVOB

HVOB, kurz für „Her Voice over Boys“, hat schon im ersten Jahr ihres Bestehens europaweit für Aufsehen gesorgt. Am 13. März erschien nun das gleichnamige Debüt-Album des Elektronik-Duos, das aus den beiden Wienern Anna Müller und Paul Wallner besteht.

Wie ist HVOB entstanden? Wer steckt hinter HVOB?
Paul Wallner: Wir haben das Projekt Anfang 2012 gegründet, Anna hat ihre langjährige Erfahrung im Songschreiben eingebracht, ich meine im Produzieren. Im April 2012 haben wir ein paar Snippets auf Soundcloud hochgeladen, und schon ein paar Wochen später bei „Stil vor Talent“ unterschrieben. Es ging also alles sehr schnell.
Anna Müller: Wir produzieren nicht nur unsere Musik ausnahmslos selbst, sondern treffen auch alle Entscheidungen gemeinsam. Wir haben ein professionelles Team rund um HVOB aufgebaut – Grafik, Videos und Visuals werden immer von denselben Leuten produziert, darunter den Wiener VJs „lichterloh“, was uns besonders wichtig ist. Denn HVOB versteht Musik und Look als Einheit.

Was hat es mit dem Namen HVOB auf sich?
Paul: Her Voice Over Boys definiert die Idee hinter dem Projekt. In der elektronischen Szene ist es noch immer ungewöhnlich, dass Frauen selbst produzieren – viele DJs holen sich Gastsängerinnen für einzelne Tracks. Das ist bei uns anders, wir schreiben alles gemeinsam.

Auf dem Artwork und den Visuals vom Debüt-Album findet man keine Fotos von euch. Warum so geheimnisvoll?
Anna: Es ist nicht unsere Absicht geheimnisvoll zu sein. Aber wir möchten dass klar ist, worum es bei HVOB geht. Um Musik. Und nicht um die Personen dahinter. Deshalb vermeiden wir Fotos mit unseren Gesichtern darauf. Pressefotos würden uns einengen, man weiß doch bei so vielen Bands schon wie sie klingen wenn man nur die Fotos sieht. Wir sind keine Selbstdarsteller, und möchten das auch nicht sein. Viele drücken ihre Kunst auch durch einen bestimmten Look, ihr Aussehen aus. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, aber das sind nicht wir.

Nach den beiden EPs „Dogs“ und „Jack“ erschien am 13. März euer Debüt-Album „HVOB“. Was erwartet uns darauf?
Paul: Zwölf Tracks, die bei aller Eigenständigkeit jedes Songs den Sound als größten gemeinsamen Nenner erkennen lassen: deep, treibend, melodisch. HVOB will eine eigene, unverwechselbare Klangwelt schaffen. Unser Anspruch ist, dass HVOB-Sound im Club ebenso funktioniert wie zuhause.

Wie habt ihr eure Songs produziert?
Anna: Ich habe die Songs zuhause vorproduziert. Auch die Vocals auf dem Album habe ich in meinem
Schlafzimmer aufgenommen. Die finalen Tracks sind in Pauls Studio entstanden, wie gesagt völlig eigenständig: Wir haben bewusst darauf verzichtet, mit einem externen Produzenten zu arbeiten.

Wie funktioniert die Live-Umsetzung auf euren Konzerten?
Paul: Live sind die Songs zu einem Set verwoben, und wir performen bei Konzerten grundsätzlich mit einem Schlagzeuger, weil wir nicht möchten, dass die Beats vom Band kommen. Es ist nicht immer einfach, in Clubs mit einem Schlagzeuger zu spielen, aber die Authentizität rechtfertigt den Aufwand. Auf Festivals, wo die Option vorhanden ist, sind auch „lichterloh“ dabei, die eine eigene Visual-Show für uns produzieren.

HVOB erscheint auf Oliver Koletzkis Label „Stil vor Talent“. Wie ist der Kontakt entstanden?
Paul: Wir haben Oliver letztes Jahr im Wiener Club „Pratersauna“ kennengelernt, er hat sich die Snippets auf Soundcloud angehört und uns unter Vertrag genommen. Das konnte alles so schnell gehen, weil Oliver über die zeitgemäße Zusammenarbeit eines Labels und einer Band genauso denkt wie wir: Oliver supportet uns, wo er kann, lässt uns aber alle Freiheiten im kreativen Prozess. Er vertraut uns, und wir vertrauen ihm.

Ihr seid schon im ersten Jahr eurer Bandgeschichte von wichtigen Musikblogs abgefeiert worden und unter anderem beim Melt!-Festival aufgetreten. Wie geht ihr mit diesem steilen Aufstieg um?
Anna: Wir freuen uns darüber, lassen uns aber nicht blenden. HVOB lebt von Unverwechselbarkeit und Eigenständigkeit und ist nicht auf schnellen, sondern auf nachhaltigen Erfolg ausgerichtet. Das Projekt bekommt die Zeit, die es braucht, um gesund zu wachsen.
Paul: Wir sind sehr dankbar, aber es war nicht mehr als ein guter Start.

Der libanesisch-französische Top-Designer Elie Saab hat HVOB-Sound für sein Kollektions-Video ausgewählt. Wie ist er auf euch aufmerksam geworden?
Anna: Ganz ehrlich, keine Ahnung. Aber als die Email von seiner Pariser Agentur mit der Anfrage gekommen ist, das war schon einer dieser Momente des Jahres. Im Jänner durften wir sogar bei Elie Saabs Pariser Fashionshow-Party in seinem Atelier auftreten – eine völlig andere Welt, eine tolle Erfahrung.

Ihr wurdet im De:Bug-Leserpoll unter die Top 10 der Liveacts 2012 gewählt, eure Debüt-EP „Dogs“ landete auf Platz 11 der besten Singles 2012. Wie wichtig sind euch solche Rankings?
Anna: Einerseits wichtig, weil sie Anerkennung und Aufmerksamkeit bedeuten und Bookings bringen. Aber gute Musik kann nur entstehen, wenn der Hinterkopf frei bleibt von Gedanken an Rankings, Charts oder Votings.

Wo kann man euch auf eurer Album-Release-Tour überall live erleben?
Paul: Paris, Zürich, Berlin, Wien sind fix, viele weitere europäische Städte stehen vor dem Abschluss. Im Sommer werden wir auf einigen Festivals spielen, zum Beispiel SonneMondSterne oder das springfestival in Graz. Aber da tut sich laufend etwas mit zusätzlichen Terminen, den aktuellen Stand gibt’s auf www.hvob-music.com.

Eure Pläne für die nächsten Monate, was können wir in diesem Jahr noch von Euch erwarten?
Anna: Spannend werden zunächst einmal die nächsten Wochen: im April kommt mit „Always Like This“, unsere dritte EP, mit Remixen von andhim und Oliver Koletzki.

www.hvob-music.com

Johannes Windisch