Interview: Oliver Koletzki

Interview: Oliver Koletzki

Oliver Koletzki sorgte 2005 mit seinem Überhit „Mückenschwarm“ erstmals für internationales Aufhorchen. Das White-Label, welches es damals erst in Sven Väths Plattenkoffer schaffte und später auf Cocoon Recordings erneut veröffentlicht wurde, entwickelte sich zur bestverkauften Platte auf diesem Imprint. Eine Labelgründung, 75 Veröffentlichungen auf Stil vor Talent und drei Erfolgsalben, zum Teil mit beachtlichen Chart-Platzierung, später, repräsentiert Koletzki einen der vielseitigsten elektronischen Musiker der Jetzt-Zeit. Anlässlich seines Auftritts in der Freiburger Ganter Brauerei durften wir ihm ein paar Fragen stellen.

In den letzten acht Jahren hat man so einiges von dir gehört. Begonnen mit Techno, hast du deinen Weg zum House gefunden und schließlich einige poppige Alben veröffentlich. All das mit sehr großem Erfolg. Wie sehen deine weiteren Pläne aus? Was werden wir in Zukunft von dir hören?
Ich fange gerade an, mein fünftes Album zu schreiben. Diese Woche habe ich die ersten Skizzen fertig gestellt. Nach meinen drei letzten, eher poppigen Alben, soll dieses Album wieder elektronischer und mehr für den Dancefloor sein. Ich nehme mir für dieses Werk etwas mehr Zeit - es soll Anfang 2014 erscheinen.

Deine Wurzeln liegen ja deutlich im Clubbereich. Durch den großen kommerziellen Erfolg, so auch in den Media Control Charts oder mit dem Trailer-Song zu „Berlin - Tag und Nacht“ wirst du mittlerweile als Pop-Act wahrgenommen. Hattest du diesbezüglich mit Vorurteilen deiner Fans oder Szenekollegen zu kämpfen? Stört dich das?
Nö, das stört mich nicht. Und das ist auch nicht so. Oliver Koletzki Fans sind intelligente Menschen - die verstehen schon was ich da mache und auch die Entwicklung dahinter. Klar, meine letzten Alben waren recht poppig und der Berlin Tag und Nacht Trailer hätte jetzt nicht wirklich sein müssen :), aber die Leute da draußen wissen, dass mein Herz für gute elektronische Musik schlägt. Jeder, der schon mal bei einem Oliver Koletzki DJ-Gig war, hat gehört, dass ich anspruchsvolle elektronische Musik auflege und keinen flachen Mainstream-Mist.

Im Interview mit Motor.de hast du gesagt, du hattest in der elektronischen Szene großen Erfolg. Du möchtest es jetzt auch im Pop-Business wissen. Du probierst das jetzt einfach. Wie ist deine persönliche Einschätzung? Hat das funktioniert für dich? Oder hat dich alles überrollt?
Überrollen tut mich schon mal gar nichts. Ich finde schon, dass das funktioniert hat. Ich wollte ja nicht der neue Michael Jackson werden. Gemeint war „Pop-Business“ im Sinne von Fritz Kalkbrenner. Gute elektronische Musik mit einem gewissen Popappeal.

Du bist in Braunschweig aufgewachsen und um das Jahr 2000 nach Berlin gezogen. Es ist viel passiert in den letzten 13 Jahren. Der Berlin-Hype, die permanente Gentrifizierung usw. Fühlst du dich auch heute noch wohl in Berlin oder ist über die Jahre etwas verloren gegangen? Oder ist gar alles besser denn je?
Alles ist super hier. Ich liebe Berlin wie am ersten Tag. Ich möchte nirgendwo anders leben. Das einzige was nervt, ist der lange kalte graue Winter. Deswegen versuche ich jedes Jahr im Januar und Februar in Urlaub zu fahren. Was die Gentrifizierung betrifft, muss ich dir sagen, dass sich Berlin wacker schlägt. Hier gibt es noch die ganzen kleinen Obstläden und Schuhmacher. Und wenn die ganzen Idioten aus den mittelgroßen Städten aus Bequemlichkeit nur noch in Einkaufszentren rennen, müssen sie sich nicht wundern, dass ihr Kiez keinen Charme mehr hat. Jeder kann jeden Tag von neuem entscheiden wo er einkauft.

Du arbeitest häufig mit Vokalisten zusammen. Mit welcher bekannten Stimme aus der Pop-Welt würdest du gerne mal einen Song aufnehmen?
Madonna, Lady Gaga, Thom Yorke, Justin Timberlake, Cro, Lena, es gibt unendlich viele, mit denen ich mir vorstellen könnte zusammen zu arbeiten.

Du hast schon hunderte von Gigs in den verschiedensten Formaten hinter dir. Welcher war dein Skurrilster?
Letztes Jahr mit meiner Band „The Koletzkis“ bei Rock am Ring auftreten zu dürfen!

Als höchst umtriebiger DJ, Produzent, Labelowner, Frontman und vieles mehr, was machst du, um am Ende des Tages nach dem ganzen Stress und der körperlichen Belastung, um den Kopf frei zu kriegen?
iPhone aus, Laptop zu, Ingwer-Tee, mit unserem Dackel Nikki spielen, Massage meiner lieben Frau, einfach auf der Couch liegen und TV schauen...

Letzte Grüße, Ankündigungen oder Statements?
Honesty is the best policy.

www.oliver-koletzki.de

Oliver Koletzki performt am 20. April im Rahmen der Electronic Culture in der
Brauerei Ganter in Freiburg.

Deniz Binay