Interview: Fraktus

...da warten noch einige Überraschungen!

In den letzten Monaten ging ein Raunen durch die deutsche Musiklandschaft. „Fraktus der Film“ kam in die Kinos und wollte ein Kapitel Musikgeschichte vom Schleier des Vergessens befreien. Fraktus, so der Film, ist ein vergessenes Musikprojekt, das Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrtausends die vorherrschenden musikalischen Konventionen zum Wanken brachte. Fraktus hätte sich wohl in seiner revolutionären Kraft voll entwickeln können, wäre der Band 1983, bei ihrem Konzert in der Hamburger Turbine, nicht die Bühne unter den Füßen weggekokelt. Die Turbine lag danach in Schutt und Asche und so ähnlich verhielt es sich auch mit dem Ehrgeiz der Band. 30 Jahre später haben Torsten Barge, Dickie Schubert und Bernd Wagner wieder zusammengefunden und sind angetreten, um sich wieder in die Höhen der Musik-Charts aufzuschwingen. Matti Kunstek hatte das Vergnügen Torsten Barge von Fraktus für Euch zu interviewen.

Hallo Torsten. Ihr habt am Samstag in Heidelberg gespielt. Es war ein sehr beeindruckendes Konzert. Wie würdest du denn, stellvertretend für eure Band, eure Musik schnell und griffig beschreiben?
Darüber habe ich mir tatsächlich noch keine Gedanken gemacht. Auf jeden Fall ‚State of the Art‘, in die Richtung geht die Reise,…aber das zu kategorisieren fällt mir jetzt schwer.

Seid ihr denn damit glücklich wie Euch die Presse einordnet? In dieses Techno Ding. Ihr, die Urväter des Technos. Hattet ihr da anfangs vielleicht eine ganz andere Idee? Damals war doch der Begriff Techno wahrscheinlich gar nicht mal im Gespräch.
Genau, damals hat noch niemand von Techno gesprochen. Aber das mit dem Techno soll uns recht sein, wir nehmen alles an was über uns gesagt wird. Hauptsache wir bleiben im Gespräch!

Die große Medienpräsenz gibt dir recht. Ihr seid wieder im Gespräch. Der Spiegel beispielsweise hat über euch geschrieben: „Bei Fraktus vermählt sich kühle teutonische Ingenieurskunst mit der Lust, auch mal bei Marschmusik die Sau rauszulassen.“ (Spiegel)
Seht ihr euch auch selbst als Musik machende Teutonen, oder grenzt ihr euch von solchen Deutschtümeleien ab? Es gab ja Anfang der Achtziger schon die Neue Deutsche Welle, die sich das Kennzeichen D auf die Plattencover gepappt hat.
Den teutonischen Anteil sollen mal andere bewerten. Da halt ich mich raus. Wir sind an Symbiose zwischen Musik, (surrealen) Textarbeiten und Humor interessiert. Das ist glaube ich das um was geht.

Wie fühlt es sich für dich an wieder mit Fraktus zurück im „Geschäft“ und auf der Bühne zu sein?
Das ist wunderbar! Ich kann dir sagen, dass wir wahrscheinlich die ersten Typen um die fünfzig sind, die im Geschäft reüssieren. Das gibt es selten. Wir sind drei ältere Herren auf der Überholspur. Man kann ja sagen, dass man, wenn man es nicht bis ungefähr 25 geschafft hat, die Musikindustrie einen nicht mal mehr an ihrem Hinterausgang willkommen heißt. Aber von uns soll es auch bald ein zweites Album geben und wir füllen ja auch wieder die größten Hallen. Das ist tippi toppi! Fraktus ist quasi eine explodierende Newcomerband. Eine Band die sich komplett neu erfindet und startet!

Du hast ja eben schon gesagt: die Locations werden immer größer. Wann kann man Euch denn im Stadium sehen? Kannst du dir das vorstellen: Ihr im Stadium, wie David Guetta, vor 50.000 Leuten spielen? Ist das euer Ziel?
Ein Ziel ist es nicht, aber wenn es sich ergeben sollte…. Naja, wird wohl so nicht passieren. Aber wir haben gerade die Nachricht erhalten, dass die Kollegen von Daft Punk gerne eine DVD mit uns realisieren wollen. Und das wird dann ein internationales Thema, Fraktus. Das bedeutet, da warten noch einige Überraschungen.

Können wir mit den Überraschungen schon diesen Sommer rechnen?
Nee, ich hab' noch andere Sachen zu tun,…eher nächstes Jahr. Ich bin ja einer der meist beschäftigsten Künstler Deutschlands, und da müssen ja die anderen Projekte auch bearbeitet werden.

Deine anderen Projekte laufen also immer noch neben Fraktus weiter?
Was soll das heißen? Besser wäre zu sagen: Fraktus läuft neben den anderen Projekten weiter!

Hast du dich durch deine Produzententätigkeit von der ursprünglichen Fraktus Idee entfernt?
Die Fraktus Message ist ja den Leuten ein Maximum an Entertainment im Rahmen des Möglichen zu bieten, also nein.

Das war schon immer das Ziel von Fraktus und wird auch so bleiben?
Da kann man von ausgehen. Es wird nicht geschlampt!

Du hast ja den ganzen Tag professionell mit Musik zu tun, was hörst du denn dann privat am liebsten?
Ich höre sehr gern Schlager. Ich bin ein riesen Schlager Fan. Ich habe gerade zwei Schlager CDs zusammengestellt… ja doch, mein Herz hängt am deutschen Schlager.

Das neue Cover Album von Heino findest du dann auch super?
Nee, das finde ich nicht gut… wenn ich von Schlager rede, dann meine ich authentischen deutschen Schlager.


Das Interview mit Torsten lässt mich rätselnd zurück. Im Hintergrund hörte ich die ganze Zeit ein irritierendes piepsen. Anfangs ließ mich das vermuten Torsten beim Einkaufen erwischt zu haben, nun bin ich mir doch nicht mehr ganz so sicher, ob ich ihn eventuell doch im Studio erreicht habe und die Hintergrundgeräusche womöglich schon ein Teil des neuen Fraktus Albums waren. Bei diesem Dreigestirn scheint alles möglich zu sein.

www.fraktus.de

Interview: Matti Kunstek

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