Darwin Zulkifli über den Stand der Dinge beim Freiburger Kulturaggregat e.V.

Größte Hürde: Finanzierung muss bis Jahresende stehen

Eine noch ganz junge und trotzdem aus eigener Kraft heraus etablierte Kultureinrichtung in Freiburg zittert um ihre Zukunft: Das „Kulturaggregat“ in den Jugendstilräumen der Hildastraße 5 in Freiburg ist ein gemeinnütziger Verein, der moderne und junge Kunst präsentiert, fördert und vorlebt.
Hier wird Kunst ‚produziert‘ und hergezeigt, Projekte werden angeschoben und entwickelt, Seminare, Lesungen, Konzerte und Ausstellungen finden in erstrahlendem Ambiente statt – professionell ausgerichtet auf eine Zukunft in digitalen und realen Welten, im Hier und Jetzt und Morgen und Überhaupt.



Platz für junge Künstler ist rar, nicht nur in Freiburg. „Alles wird immer kommerzieller, gerade für uns junge Kreativschaffende“, meint Darwin Zulkifli, Aggregatsvorsitzender und Werber für ein neues, urbanes Freiflächendenken. „Wir erleben es fast täglich, dass künstlerische Refugien schließen – besser gesagt: dem Gewinndenken weichen - müssen. Das macht das Stadtbild auch hier in Freiburg ein Stück weit einseitiger und langweiliger.“



Das Freiburger Kulturaggregat, hervorgegangen aus den Projekten „Friedrich1“ und „August2“ füllt eine Lücke, blüht in einer kommerziellen Ritze und lebt vom Wohlwollen eines Vermieters, der hier namentlich nicht genannt sein will. „Wir schulden ihm großen Respekt, dass er uns unterstützt“, so Darwin Zulkifli, „ohne kulturnahe Menschen wie ihn wären wir aufgeschmissen.“



2014 waren die Kulturaggregat-Macher sechs Monate lang im Friedrichring 1 zuhause, im alten Bertelsmann-Club, vor dem Abriss; 2015 folgte ein Jahr in der Atrium-Passage am Augustinerplatz. An diesen Orten wurden Zwischennutzungsprojekte mit diversen professionell anmutenden Kunstausstellungen und Kunstprojekten an den Start gebracht; sie erhielten großen Zulauf und öffentliche Aufmerksamkeit. Freiburgs Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach lobte jüngst das Aggregat: „Was die machen, ist super!“



Eine warme Wortdusche für die mutigen Freiburger Kunstastronauten, gewiss, doch Wände und Böden eines Wolkenkuckucksheimes lassen sich damit nicht manifestieren. Das Potenzial ist da, es steckt im Kulturaggregat und artverwandten Projekten, wird tagtäglich gelebt, im Artshop, im Co-Working-Space mit Ateliercharakter, im Minicafé. Geradezu liebevoll gestalten, dekorieren und pflegen die jungen Künstler ihr Heiligtum auf Zeit. „Klar, das ist doch unsere Heimat“, meint einer im Vorbeigehen zwischen Notebook, Wandgemälde und Kronleuchter.



Nur ewig wird das Gönnertum nicht wirken; bereits mehrfach erhielt das Aggregat in den vormaligen Räumen des Pianohauses Lepthien in der Hildastraße 5 eine Verlängerung seines Schwebezustands namens Zwischennutzung. Erholsam durchschlafene Nächte fördert diese Wohlwollererüberlassung auf Abruf nicht. „Wir setzen auf die Community, aus der wir uns eine breit aufgestellte Unterstützung erhoffen“, meint, sagt, denkt, träumt Darwin.
Der nächste Zwischenmietknackpunkt lauert am Horizont des Jahresendes; Zuschuss- und Förderanträge sind gestellt, städtisches Schulterklopfen wurde eingebucht.



Ein stetig wachsender Zulauf in den sozialen Netzwerken zeigt derweil, dass es der Freiburger Aggregatzustand verdient, ein dauerhafter zu sein, zu werden. Als begehbarer Netzwerkmittelpunkt für junge Künstler, die am Anfang ihrer beruflichen Karriere stehen und sich hier mit ihrem Publikum und externen Kulturprojekten durchmischen. Unsere Gesellschaft sollte sich diesen Jugendstil leisten wollen.
www.kultur-aggregat.de

Wenn Du den Verein Kulturaggregat e.V. unterstützen möchtest, findest Du alles zu Fördermitgliedschaften und Spenden auf der Homepage.

Hilda5 und Hilda-Artshop sind immer Montags, Mittwochs und Samstags von 13 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Zu finden in der Hildastraße 5, 79102 Freiburg.



Artikelfoto & Textbild: © Felix Groteloh

Matthias Boksch